4. Dezember 2019

Das Jahr der Waisenluchse: Fünfter Jungluchs

Das Jahr 2019 ist ein besonderes Jahr, was die Anzahl der mutterlosen Jungluchse anbelangt. Nach einem Tier im Juli, drei weiteren Tieren im September, ist nun der fünfte kleine Luchs mitten in Zwiesel aufgetaucht: alleine, hungrig und ganz offensichtlich ohne Mutter.

Nahe des Stadtzentrums hat er versucht an leichte Beute zu kommen: Drei Kaninchen hat er sich nachts im Garten eines Einfamilienhauses geholt. Die sofort eingeleiteten Fangversuche blieben jedoch leider erfolglos und mussten nach vier Tagen eingestellt werden. Die danach eingehenden Sichtungsmeldungen erstreckten sich über die östlichen Ortsteile von Zwiesel. Doch gab es keinen Platz mehr, wo er sich wiederholt sehen ließ.

Nur zwei Tage später wurde er auf der B11 nahe der Fussgängerbrücke überfahren. Dort reicht ein kleiner Waldkorridor bis nach Zwiesel hinein. Dies war höchstwahrscheinlich auch die Richtung, aus der er ursprünglich in das Stadtgebiet hineinlief.



16. Oktober 2019

"Karlchen" ist über den Berg

Fünf Wochen Intensivpflege und zahlreiche Tierarztbesuche (vielen Dank an die Tierarztpraxen in Miltach und Drachselsried!!) haben Karlchen das Leben gerettet. Sein Zustand war nach wahrscheinlich mehreren Wochen des Hungerns äußerst kritisch. Er war voller Parasiten, die ihn von innen aufzufressen drohten. Jegliche Nahrungszufuhr schien ins Leere zu gehen, obwohl er alle zwei Stunden (teils noch häufiger) zu Fressen bekam.

Nötig wurde eine 24-Stunden-Überwachung, da Karlchen in seinem Hungertrauma alles panisch in sich hineinstopfte, was er finden konnte. So war zuletzt sogar eine Notfall-Operation am Magen notwendig. Das war der letzte Lebensrettungsversuch nach dem dauernden Auf und Ab. Dieser glückte und danach ging es langsam aber stetig bergauf. Eine enorme Kraftanstrengung liegt hinter uns. Und das höchste Ausmaß an Privatinitiative.

Luchswaise Karlchen auf dem aufsteigenden Ast
Soforthilfe für solche mutterlose Tiere tut Not, ist aber von Behördenseite oft schwierig zu unterstützen. "Vorzeitiger Maßnahmenbeginn" ist hier das berüchtigte Schlagwort - also keine Maßnahme ohne gebührende Planung und Anmeldung. Nicht immer einfach, Tiere in Not wie Karlchen da einzuordnen. Bestrebungen laufen, die Kosten für hilfsbereite Tierärzte, Futter und Gehegebau doch noch irgendwie auszugleichen.



26. September 2019

Zwei weitere offensichtlich mutterlose Jungluchse aufgetaucht

Es ist scheinbar die Zeit der Waisenluchse. Innerhalb von drei Monaten sind vier kleine Luchse aufgetaucht. Von den Muttertieren keine Spur.

Verschiedene Anwohner der Gemeinde Drachselsried, Landkreis Regen, meldeten Mitte September zwei Jungluchse, die am Dorfrand in Häusernähe auftauchten. Schließlich machten die kleinen, ca. 14 Wochen alte Luchse auf sich aufmerksam als sie auf dem Hofgelände eines Erlebnisbauernhofes Kaninchen fingen. Nach drei Tagen des Zuschauens wurde es dem Bauern zu bunt. Er meldete die Jungtiere und forderte eine Lösung. Diese bestand im Einfang der jungen Luchse.

Nur einer ging jedoch in die auf dem Hofgelände aufgestellte Falle. Eine nachfolgende intensive Suche nach dem zweiten Tier blieb bisher erfolglos.




24. September 2019

Tote Luchsin wurde als Jungtier beschossen

Das Gutachten von FeliCites brachte ans Tageslicht, was keine noch so aufwendige Computertomographie wohl je herausgefunden hätte: Durch die akribische anatomisch-forensische Untersuchung des Tierkörpers konnte festgestellt werden, dass das Tier im Alter von ca. 6-7 Monaten (Oktober-November 2018) beschossen worden ist. Der Bewegungsapparat wurde dadurch so geschädigt, dass es nach Ablösung von der Mutter nicht fähig war, selbständig auf Beutefang zu gehen und sich ausreichend zu ernähren. Es verhungerte kläglich.

Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln nun wegen des Verstoßes gegen das Bundesnaturschutzgesetz und des Bundesjagdgesetzes. Ihre strafrechtlichen Ermittlungen konzentrieren sich auf den Großraum Viechtach, da sich das Jungtier zum Tatzeitraum dort aufgehalten hat.



12. September 2019

Erstmals wurde in Deutschland ein Jäger wegen Luchstötung verurteilt

Am 12. September fand die Gerichtsverhandlung zum Vorwurf der Luchstötung durch einen Jäger statt. Der Waldbesitzer aus Lohberg wurde zu einer Geldstrafe verurteilt und muss zudem den Jagdschein abgeben.
Einen interessanten Eindruck der Verhandlung und der Hintergründe vermittelt der lesenswerte Artikel der TAZ: "Der Luchshasser ging in die Falle".



5. September 2019

Erneut Jungluchs mutterlos aufgefunden

Am 5. September wurde ein völlig ausgezehrtes und abgemagertes Luchsjunges an einem Einödhof bei Schwarzach, Landkreis Straubing-Bogen gefunden. Die Finder brachten das Tier zum nächstgelegenen Tierarzt in Schwarzach, der es erstversorgte.
Die weitere Unterbringung und Gesundpflege ist wie schon bei dem im Juli aufgegriffenen Tier eine große Herausforderung. Das Überleben von "Karlchen", wie der kleine Kater getauft wurde, ist ungewiss und hängt am seidenen Faden.



17. Juli 2019

Luchsjunges mutterlos aufgegriffen

Zwischen Furth und Waldmünchen wurde ein ca. 7 Wochen altes Luchsjunges aufgegriffen als es auf einer Staatsstrasse orientierungslos hin und her lief. Ob die Mutter noch lebt, ist unklar. Sie könnte durch Holzeinschlagaktivitäten im vermutlichen Wurfgebiet gestört worden sein. Beim Verlassen dieses Gebiets überquerte sie die Strasse an einer Stelle, wo neuerdings ein Unterfahrschutz angebracht wurde. Möglicherweise blieb das Luchsjunge dort hängen, konnte die Leitplanke weder überspringen noch unterqueren. Die Suche nach dem Muttertier läuft, aber es ist eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Die zwischenzeitliche Unterbringung eines so jungen Luchses ist ein großes Problem. Solch ein Tier lässt sich nicht einfach in ein Quarantänegehege stecken, es braucht besondere Betreuung und spezielle Nahrung. Leider ist Niemand und Nichts für solche Fälle wirklich vorbereitet.



16. Juli 2019

Junges Luchsweibchen tot aufgefunden

Bei Bischofsmais-Oberbreitenau im Landkreis Regen-Zwiesel wurde ein Luchs tot am Rande einer Forststrasse aufgefunden. Das junge, weibliche Tier war völlig abgemagert. Hinweise auf äußerliche Verletzungen gab es nicht. Die Röntgenuntersuchung ergab ebenfalls keinen Befund, der auf die Todesursache hinweisen hätte können. Das Tier wird daher nun bei den Wildtierspezialisten von FeliCites auch forensisch untersucht.



Durch den Vergleich des Fleckenmusters konnte die junge Luchsin als Tochter der Luchsin "Hedy" identifiziert werden. Diese hat im Großraum Viechtach ihr Revier. Der Fundort bei Oberbreitenau liegt rund 20 Kilometer davon entfernt.



5. Juni 2019

Luchsverbreitung in Deutschland: neue Luchszahlen

Das BfN veröffentlichte die Ergebnisse der jährlichen Erhebung der Bundesländer für das Monitoringjahr 2017/2018 in einer Verbreitungskarte samt Erläuterung. Insgesamt konnten 135 Luchse, davon 85 selbständige Luchse sowie 43 Jungtiere, in Deutschland nachgewiesen werden.

In Bayern sind 48 selbständige Luchse sowie 25 Jungtiere nachgewiesen worden. Nicht alle diese Luchse können jedoch vollständig der bayerischen Landesfläche zugerechnet werden. So haben 26 dieser Luchse (22 Selbständige, 4 Juvenile) ihren Aufenthaltsschwerpunkt in Tschechien oder Österreich, d.h. sie haben sich nur wenige Tage oder Wochen in Bayern aufgehalten und/oder ihr Revier liegt hauptsächlich auf Seite der Nachbarländer. Außerdem müssen 5 Totfunde abgezogen werden, da sie am Ende des betrachteten Monitoringjahres gar nicht mehr anwesend waren.

Damit ergibt sich ein Luchsbestand von 26 Selbständigen (erwachsene und halbwüchsige Luchse) sowie 15 Jungtieren. Die wichtigste Zahl dabei ist allerdings die Anzahl der Weibchen, die sich in diesem Jahr fortgepflanzt haben. Das sind auf bayerischer Landesfläche nur acht Luchsweibchen.

Immerhin sind das mehr als in den vorangegangenen Jahren, genauso wie es auch mehr halbwüchsige Jungluchse gibt. Da diese die Generation von morgen sind, geht die kleine Luchspopulation in Bayern nun vielleicht endlich besseren Zeiten entgegen.



23. Mai 2019

Luchs "Hotzenplotz" tot aufgefunden

Der junge Luchs "Hotzenplotz" hatte eigentlich die besten Aussichten im Steinwald: wildreiche Wälder und ein einsames Weibchen mit Namen "Fee". Sie beide stammen aus dem Bayerischen Wald, wo sie im Alter von 5-6 Monaten verwaist bzw. mutterlos aufgegriffen und gesundgepflegt wurden. Die Wiederfreilassungen der Luchsin Fee im August 2016 und von Hotzenplotz im April 2018 waren Meilensteine in den Artenschutzbemühungen zum Luchs in Bayern, konnte doch mit diesen beiden Tieren ein wichtiger Trittstein abseits des Luchshauptverbreitungsgebiets geschaffen werden.


Am 17. März wurde der junge Luchs Hotzenplotz jedoch stark abgemagert aufgefunden. Er wies äußere Verletzungen auf. Das durch die Polizei bei FeliCITES in Auftrag gegebene forensische Gutachten konnte nachweisen, dass Hotzenplotz tödliche Verletzungen erlitten hat, die ihm durch einen anderen Luchs zugefügt worden waren. Beschuss konnte ausgeschlossen werden.

Dieser Luchs, der den Namen "Ivan" bekam, tauchte im September/Oktober 2018 plötzlich im Steinwald auf und wurde danach regelmäßig durch die Fotofallen erfasst. Er war äußerlich deutlich von Hotzenplotz zu unterscheiden: Er hatte ein kaum geflecktes Fellmuster, er war deutlich größer als Hotzenplotz und er machte einen ausgewachsenen Eindruck.

Eine territoriale Auseinandersetzung war vorprogrammiert, denn Hotzenplotz hatte den Steinwald bereits als neues Revier akzeptiert und wollte bleiben (was er durch Harnmarkierungen kund tat). Revierkämpfe bei Luchsen kommen immer wieder mal vor, enden jedoch in den seltensten Fällen tödlich. In der Regel kann sich der Revierinhaber durchsetzen, denn er muss sein Revier nur gegen junge, halbwüchsige Eindringlinge verteidigen.

Für Hotzenplotz sah das anders aus. Bereits im November wich er nach Norden ins Fichtelgebirge aus, um dem weitaus stärkeren Kuder Platz zu machen. Als er Ende Januar wieder in den Steinwald zurückkehrte - vermutlich wollte er so kurz vor der Ranz nochmals mit Fee in Kontakt kommen - geriet er wohl in einen endgültigen, letzten Kampf mit Ivan.

Ivan tauchte 2018 ebenso plötzlich im Steinwald auf wie im Jahr 2016 der Luchs "Gustav". Dieser erwies sich als handzahm und wurde aufgrund eines Nutztierrissvorfalls wieder eingefangen. Die Herkunft von Ivan war zunächst ein Rätsel, denn sein Genmuster passte weder zu den Luchsen im Harz noch zu denen im Bayerischen Wald. Erst ein Fleckenmustervergleich konnte seine Abstammung aus der Luchspopulation im Harz aufklären. Dort war er 2016 als Jungtier erfasst worden.



17. Mai 2019

Zwischen Arber und Osser: Internationaler Informationsaustausch im Rahmen des 3Lynx-Projekts

Dem Informationsaustausch mit ihren bayerischen Kollegen war der Besuch von rund 20 tschechischen Jägern, Förstern und Biologen gewidmet. Im Zentrum der Tagesexkursion durch die grenznahen Wälder zwischen Arnbruck, Lam und Zwiesel stand der Luchs - als eine der attraktivsten Wildtierarten der Region.

Ziel der tschechischen Delegation war es, einen Eindruck zu gewinnen, welche Rolle der Luchs angesichts der bestehenden jagd- und forstwirtschaftlichen Nutzungsinteressen spielt und welche Möglichkeiten für einen konstruktiven Umgang mit dem Thema Luchs und Reh gefunden werden können.

Die Auswahl der Exkursionsziele fiel daher auf ganz unterschiedliche Reviere: ein Privatjagdrevier im Zellertal, ein Staatsjagdrevier bei Zwiesel sowie ein großes Gemeinschaftsjagdrevier unter kirchlicher Verwaltung im Lamer Winkel. Die Wahrnehmung des Luchses und seines Einflusses auf den Rehwildbestand hat sich dabei als recht unterschiedlich und trotzdem gemäßigt herausgestellt.

Wie wichtig der forstwirtschaftliche Umgang mit dem Wald und damit auch dem Äsungsangebot für das Reh ist, zeigten die intensiven Gespräche der Teilnehmer über das Zusammenspiel von Jagd, Wald und Wild. Der Luchs wurde dabei fast zur Nebensache.



26. Februar 2019

Staatsanwaltschaft gibt Ergebnisse zu illegaler Luchstötung bekannt

Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat das Ermittlungsverfahren wegen illegaler Luchstötung abgeschlossen und dabei einen Teil der Tatvorwürfe mangels Tatnachweis eingestellt.

Wegen der Mitte Mai 2015 aufgefundenen vier Luchs-Vorderbeine konnte kein Tatnachweis erbracht werden. Auch für die beim Beschuldigten sichergestellten anderen Luchs-Körperteile (Krallen und Ohren) konnte nicht nachgewiesen werden, dass er für die Tötung des Luchses verantwortlich war.

Anklage wurde nun wegen unerlaubten Besitzes zweier verbotener Waffen und vorsätzlichem Nachstellen und Töten eines wild lebenden Tieres einer streng geschützten Art erhoben, strafbar nach dem Bundesnaturschutzgesetz.

Die in seinem Revier gefundene Lebendfalle und die dort gesicherten Spuren ließen den hinreichenden Verdacht zu, dass der Mann mit Hilfe dieser Falle Luchsen nachstellte und tötete.



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